Die Dunkelheit der Asphaltflüsse

März 11, 2024 0 Von Sachenverlierer
Die Stadt pulsierte wie ein verletztes Tier, das im Sterben lag. Die Straßen waren mit den Schatten der Verlorenen gesäumt, und der Geruch von Angst und Blut hing in der Luft. Ich saß auf einer verrosteten Bank, die Kälte kroch durch meine Kleidung und fror meine Seele ein.
In Berlin und Bielefeld, den Namen flüsterten die Windböen, wurden zwei Männer auf offener Straße hingerichtet. Ihre Leben verblassten wie die Neonlichter in den schmuddeligen Bars, die ich so oft besucht hatte. Die Kugeln durchbohrten ihre Körper, und die Welt drehte sich weiter, als ob nichts geschehen wäre. Die Menschen gingen vorbei, die Augen leer, die Herzen kalt. Es war nur eine weitere Tragödie in einer endlosen Kette von Tragödien.
In Köln, wo der Dom in den Himmel ragte, wurde ein 15-jähriger Junge aus dem Leben gerissen. Seine Träume, seine Hoffnungen, alles zerschmettert auf dem harten Beton. Die Nachrichten sprachen von einem Mord, aber es war mehr als das. Es war ein Verlust, der die ganze Stadt erschütterte. Die Straßen, die einst von seinen Schritten belebt waren, waren nun stumm.
Und in Hamburg, wo die Wellen des Hafens gegen die Kaimauern schlugen, kam es zu einem weiteren Tötungsdelikt. Ein Mann, dessen Name nur noch eine Randnotiz in den Polizeiberichten war, fand sein Ende auf den nassen Pflastersteinen. Die Ermittler würden nach Motiven suchen, nach Gründen, warum das Leben so billig geworden war. Aber ich wusste es bereits. Es war die Dunkelheit, die in den Herzen der Menschen wohnte, die sie trieb, die Waffen zu heben und das Leben ihrer Mitmenschen auszulöschen.
Es war nur die Spitze des Eisbergs, ein kleiner Ausschnitt aus der Gewalt, die in den Straßen lauerte. Die Welt war ein Schlachtfeld, und wir alle waren Soldaten, die ums Überleben kämpften. Die Neonlichter flackerten, und ich fragte mich, wie viele solcher Geschichten ich noch darüber schreiben werde.