Reise ins Nichts

April 3, 2024 0 Von Sachenverlierer

In meinem Zimmer, dessen Wände die Geschichten vergangener Nächte flüsterten, saß ich, ein Bier in der Hand, und starrte auf den Koffer, der sich wie von Geisterhand gepackt hatte. Die Kleidung war zerknittert, so wie mein Leben. Ich hatte genug von den endlosen Tagen, die sich anfühlten wie ein schlechter Witz, den das Schicksal erzählte. Genug von den Menschen, die mir jeden Tag in der Straße über den Weg laufen, mich grüßen, obwohl ich schon immer nur mit einem Nicken antworte. Ich nahm einen tiefen Schluck und ließ den Gedanken freien Lauf. Abhauen. Weg von den gewohnten Ansichten, den leeren Blicken, den verpassten Chancen. Weg von dem Lärm, der nie zu enden schien. Die Reise ins Nichts lockte mich, ein Versprechen von Stille und Frieden. Die Nacht war jung, und ich war alt. Alt genug, um zu wissen, dass es nichts zu verlieren gab, außer den Ketten, die ich selbst geschmiedet hatte. Ich stand auf und griff nach dem Koffer. Die Tür fiel hinter mir ins Schloss, und ich ließ alles zurück. Alles außer dem Echo meiner Schritte, die in das Nichts führten. Dann, ein jähes Erwachen. Ein Traum? Nein, eine Erinnerung. Jemand hatte meinen Koffer gepackt, aber es war ich selbst gewesen. Ich hatte mich entschieden, dem Nichts zu entfliehen, und jetzt saß ich hier, mit einem Koffer voller Vergangenheit und einer Zukunft, die so leer war wie die Flasche in meiner Hand. Mit dem Benz bis Frankfurt. Der Tank fast leer, Boris Blank viel zu laut. Die miese Eckkneipe am Bahnhof noch einmal besuchen. Der Weg zum Bahnhof stinkt wie gewohnt nach kalter Pisse. In den nächsten Zug nach Nirgendwo einsteigen. Ich lächelte. Es war Zeit, weiterzuziehen. Zeit, den Koffer wieder zu packen, diesmal mit Hoffnung. Denn das Nichts ist auch ein Anfang, und jeder Anfang ist eine Geschichte wert.