Die geisterhafte Frau

April 7, 2024 0 Von Sachenverlierer

In einer schummrigen Bar, irgendwo zwischen den verlorenen Seelen und den zerbrochenen Träumen, traf ich sie. Sie hatte Augen wie Edelsteine und ein Lächeln, das versprach, dich zu vergessen zu machen. Wir tranken, bis die Flaschen leer und unsere Herzen voll waren. Doch als die Morgensonne durch die schmutzigen Fenster brach, war sie verschwunden. Seitdem kommt sie zu mir, in den stillen Stunden der Nacht, wenn der Alkohol nicht mehr betäubt und die Einsamkeit am lautesten schreit. Sie ist nicht mehr als ein Flüstern im Wind, ein Schatten im Mondlicht, aber ich spüre ihre Anwesenheit, so kalt und doch so vertraut. Sie ist der Geist meiner verpassten Chancen, das Gespenst meiner Schwächen. Jede Nacht erzählt sie mir eine Geschichte ohne Worte, eine Geschichte von dem, was hätte sein können. Und ich? Ich höre zu, mit einem Glas in der Hand und der Hoffnung im Herzen, dass sie eines Tages bleiben wird. Jedes Mal, wenn ich versuche, mit ihr zu sprechen, ist es, als würde ich gegen den Wind reden. Meine Worte verlieren sich im Nichts, und sie bleibt stumm, ein stilles Rätsel, das mich quält. Manchmal scheint es, als würde sie lächeln, oder eine Träne glitzert in der Ecke ihres Auges, aber keine Silbe entweicht ihren Lippen. Sie ist wie ein Echo meiner eigenen Gedanken, ein Spiegelbild meiner Seele, das mich an die Vergänglichkeit des Lebens und die Unausweichlichkeit des Verlustes erinnert. In Momenten der Verzweiflung streckte ich meine Hand aus, in der Hoffnung, dass sie diesmal greifbar wäre. Doch jedes Mal, wenn meine Finger durch die Luft schnitten, wo sie zu sein schien, fand ich nichts als die kühle Leere der Nacht. Sie war unerreichbar, wie ein Stern, der hell am Himmel leuchtet, aber Lichtjahre entfernt ist. Ihre Unberührbarkeit verstärkte nur das brennende Verlangen in meinem Herzen, die Sehnsucht nach einer Verbindung, die über das Geisterhafte hinausgeht. Ich durchkämmte die Stadt, suchte in jeder Bar, in jedem verlassenen Winkel, wo wir einst gelacht und getrunken hatten. Ich sprach mit Barkeepern und Nachtschwärmern, zeigte ihnen ihr Bild, das ich in meiner Brieftasche trug, ein blasses Abbild einer Erinnerung. Aber niemand hatte sie gesehen, niemand kannte sie. Es war, als hätte die Nacht sie verschluckt, als wäre sie nie mehr gewesen als ein Traum. Doch ich gab nicht auf. Ich schrieb Gedichte auf Servietten und las sie laut in leeren Räumen, als könnte ich sie damit beschwören. Ich malte ihr Gesicht auf Leinwände, die ich nie jemandem zeigte. Ich tat alles, was ich konnte, um sie zurückzubringen, doch sie blieb ein Geist – nah und doch unerreichbar. Meine Suche nach ihr veränderte meine Wahrnehmung der Welt grundlegend. Die Stadt, die einst ein Spielplatz der Sorglosigkeit war, wurde zu einem Labyrinth der Sehnsucht. Jede Straßenecke, jede flüchtige Begegnung, jedes Lachen aus der Ferne ließ mich hoffen und zugleich verzweifeln. Die Welt war nicht mehr nur ein Ort des Lebens, sondern ein Raum voller Geheimnisse und ungelöster Rätsel. Die Menschen um mich herum wurden zu Schatten, die an mir vorbeizogen, während ich in meiner eigenen Welt gefangen war, einer Welt, in der sie die einzige Konstante war, obwohl sie die Unbeständigste von allen war. Die Realität verlor an Farbe, während die Geisterwelt, in der sie existierte, lebendiger wurde als je zuvor. In gewisser Weise wurde ich selbst zu einem Geist, einem Wanderer zwischen den Welten, unfähig, mich vollständig in einer zu verankern. Meine Suche nach ihr war nicht nur eine Suche nach einer verlorenen Liebe, sondern auch eine Suche nach Bedeutung in einer Welt, die plötzlich fremd geworden war.