Wahre Worte

April 7, 2024 0 Von Sachenverlierer

Es war einer dieser Tage, an denen die Sonne zu hell schien und die Menschen zu laut sprachen. Ich saß in einer Kneipe, mein altes Notizbuch vor mir, das Bier schon warm. Die Worte wollten nicht kommen, sie versteckten sich in den dunklen Ecken meines Verstands, flüchtig wie der Rauch meiner Zigarette. „Verdammt“, dachte ich, „warum ist es so schwer, das Echte zu sagen?“ Die Leute um mich herum lachten zu laut, ihre Gespräche waren belanglos und langweilig. Ein Mann prahlte mit seinem neuen Auto, eine Frau kicherte über eine belanglose Anekdote. Ich konnte nicht verstehen, wie sie so leichtfertig Worte verschwendeten, als wären sie unendlich. Ich dachte an die letzte Nacht, an die Frau, die neben mir im Bett lag, ihre Haut weich im Mondlicht. Ich hatte versucht, ihr zu sagen, was ich fühlte, aber die Worte waren kläglich gescheitert. Sie waren zu banal, zu abgedroschen, um die Tiefe meiner Emotionen zu tragen. „Das Leben ist zu komplex für einfache Worte“, sagte ich mir. „Jedes Gefühl, jeder Moment verdient seine eigene Sprache.“ Ich nahm einen tiefen Zug von meiner Zigarette, ließ den Rauch langsam entweichen. Dann, mit einem plötzlichen Anflug von Inspiration, begann ich zu schreiben. Nicht die perfekten Worte, aber die ehrlichen. Worte, die aus den Tiefen meiner Seele kamen, roh und ungeschliffen. Und während ich schrieb, fühlte ich, wie sich etwas in mir löste. Vielleicht waren es nicht die richtigen Worte, aber es waren meine Worte. Direkt und einfach. Es geht nicht darum, immer die richtigen Worte zu finden, sondern die Worte zu finden, die wahr sind – für den Moment, für das Gefühl, für das Leben selbst.